Dr. Elisabeth Nur

" Dieser kurze Leitfaden soll Ihnen helfen die Vorgänge vor, während und nach der Narkose besser zu verstehen. Aufgeklärte, aktive Patienten sind auch für das Behandlungsteam eine bessere Voraussetzung für ein gutes Gelingen."

Dr. Elisabeth Nur, Anästhesistin

Patienteninformation zur Narkose

1 Bei Ihnen ist eine Untersuchung oder Operation in Narkose geplant. Dazu wollen wir Ihnen zunächst unsere Arbeit vorstellen.
2 Je besser Sie informiert sind, desto angenehmer und sicherer wird Ihr Aufenthalt bei uns sein. Wir möchten Ihnen mit einigen wenigen Regeln helfen, sich zu Ihrem Vorteil zu verhalten.
3 Was sollte ich über die Narkose wissen?
4 Welche Risiken gibt es bei der Narkose?
5 Wie werde ich nach der Operation versorgt?
6 Weitere Fragen und Antworten


1. Was bedeutet Anästhesie, welche Formen gibt es überhaupt?

Der medizinische Begriff Anästhesie stammt aus dem Griechischen und bedeutet Betäubung bzw. Empfindungslosigkeit. Allgemeinanästhesie ist ein schlafähnlicher Zustand, der auch als Narkose bezeichnet wird. In Narkose können medizinische Behandlungen und Untersuchungen schmerzfrei durchgeführt werden.

Es gibt grundsätzlich drei Formen der Anästhesie:

  • Lokalanästhesie: Nur ein kleiner Bezirk des Körpers wird empfindungslos gemacht. Lokalanästhesien führt der operierende bzw. untersuchende Arzt meist selbst durch.
  • Regionalanästhesie: Sie erstreckt sich auf einen größeren Abschnitt des Körpers. Hierfür werden die "zuständigen" Nervenstämme in ihrer Funktion vorübergehend unterbrochen.
  • Allgemeinanästhesie: Sie wird auch Narkose genannt. Dabei werden Sie in einen schlafähnlichen Zustand versetzt.
  • Für die beiden letzten Anästhesie-Formen ist der Anästhesist zuständig. Zugleich achtet er auf die Erhaltung der lebenswichtigen Körperfunktionen wie v.a. Atmung und Kreislauf. Bei Abweichungen greift er frühzeitig ein. Nicht zuletzt sorgt er für eine frühzeitige Schmerzbehandlung während der frühen Phase nach der Operation.

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2.Wichtige Verhaltensregeln

Bitte helfen Sie mit alle vermeidbaren Zwischenfälle auszuschließen, indem Sie unbedingt folgende Verhaltensregeln beachten:

  • Bitte essen Sie 6 Stunden vor der Narkose nichts! Klare Flüssigkeit ist bis zwei Stunden vor der Narkose möglich, z.B. Wasser, Tee, klarer Saft. Der Magen muss vor einer Narkose grundsätzlich leer sein!
  • Am Narkosetag nicht rauchen. Bitte kein Lippenstift, Make-up etc., keine fetthaltigen Cremes. Lassen Sie Schmuckstücke zu Hause. Piercings im Mund-, Lippen- und Nasenbereich müssen entfernt werden!
  • Kontaktlinsen bitte heraus nehmen.
  • Lassen Sie gegebenenfalls auch Zahnteile (Zahnprothesen), künstliche Haarteile (Perücken) sowie andere Prothesen zurück. Ausnahmen sind nur nach Rücksprache mit uns möglich.
  • Wenn Sie regelmäßig Medikamente einnehmen, klären wir bitte im Vorgespräch, welche Sie morgens noch einnehmen sollen.

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3. Was passiert bei der Narkose?

Allgemeinanästhesie soll Ihr Bewusstsein und Schmerzempfinden im ganzen Körper ausschalten. Sie befinden sich von Anfang bis Ende der Narkose in einem schlafähnlichen Zustand.

Zur Narkose wird meist eine Kombination von Medikamenten eingesetzt. Abhängig vom Einzelfall werden Schlafmittel, Medikamente gegen Schmerzen, zur Muskelentspannung sowie zur Stabilisierung des vegetativen Nervensystems gegeben. Diese Medikamente werden entweder in die Vene eingespritzt oder der Atemluft beigemischt.

Eingeleitet wird die Narkose, indem die Medikamente über einen Infusionszugang eingespritzt werden. Zugleich halten wir eine Gesichtsmaske vor um Ihnen vor dem Einschlafen eine Extraportion Sauerstoff zuzuführen.

Nachdem Sie eingeschlafen sind, wird Ihre Atmung von uns unterstützt. Dies kann mit Hilfe der erwähnten Gesichtsmaske geschehen, mit Hilfe einer Kehlkopfmaske oder eines in die Luftröhre eingeführten Schlauches (Tubus).

Tubus und mit Einschränkung auch die Kehlkopfmaske trennen den Luftweg vom Speiseweg und verhindern so, dass Speichel, Magensaft oder Mageninhalt in die Lunge gelangen können (Aspiration). Umgekehrt gelangt keine Luft in den Magen, was nicht nur Missempfindungen auslösen sondern ebenfalls zu Atemproblemen führen kann, besonders bei Kindern.

Nun beobachten wir Sie und den Eingriff: Schlafen Sie tief genug? Sind Ihre Körperfunktionen stabil, besonders Atmung und Kreislauf? Werden Sie weitere Schmerzmittel benötigen, welche geben wir bereits während der Narkose?

Gegen Ende des Eingriffs unterbrechen wir die Zufuhr unserer Narkosemittel und beoachten Sie bis zur stabilen Wiedererlangung Ihrer Ansprechbarkeit und Körperfunktionen.

Anschließend bringen wir Sie in den Aufwachraum.

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4. Welche Risiken gibt es?

Nach der Narkose können bei Ihnen Befindlichkeitsstörungen auftreten, die sich meist in kurzer Zeit legen. Hierzu zählen vor allem Schwindel, Übelkeit und Erbrechen, erkältungsähnliche Beschwerden im Hals sowie Venenreizungen, Missempfindungen, Entzündungen oder Blutergüsse im Bereich der Einstichstellen von Kanülen und Kathetern.

Manchmal kommt es zu unangenehmem, temperaturunabhängigem Zittern in der Aufwachphase.

Die Betreuung durch Ihren Anästhesisten und die Überwachung mit Hilfe technischer Geräte haben das Risiko ernsthafter Zwischenfälle erheblich verringert.

Heute tritt ein schwerer Narkosezwischenfall nur äußerst selten auf. Machen Sie sich daher keine unnötigen Sorgen.

Zu den seltenen Risiken zählt der Übertritt von Magensaft oder Mageninhalt in die Lunge (Aspiration) mit der Gefahr einer Lungenentzündung. (Zur Vermeidung trägt das Fasten wie oben erwähnt ganz maßgeblich bei.) Selten treten Verletzungen von Zähnen bzw. Zahnersatz, Mund und Kehlkopf mit Heiserkeit und Schluckbeschwerden auf.

Ebenfalls selten sind ernsthafte Herz-, Kreislauf- oder Beatmungsprobleme, die z.B. durch Unverträglichkeitsreaktionen ausgelöst werden können, sowie Lähmungen und Gefühlsstörungen an Armen oder Beinen durch Druck auf Nerven während des Eingriffs, die sich meist innerhalb weniger Wochen oder Monate von selbst zurückbilden.

Äußerst selten ist das sogenannte Narkosefieber (maligne Hyperthermie), eine plötzliche Entgleisung des Muskelstoffwechsels unter Narkose.

Womöglich eine der größten, vermeidbaren Gefahren ist die eingeschränkte Urteilskraft nach Narkosen! Bitte, beachten Sie daher unbedingt die im nächsten Absatz erwähnten Hinweise!

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5. Und was ist nach der Narkose?

Der Eingriff und die Nachwirkungen von Medikamenten und Betäubungsmitteln können vorübergehend Ihre Reaktionsfähigkeit und Ihr normales Urteilsvermögen herabsetzen. Beachten Sie bitte 24 Stunden danach zu Ihrer eigenen Sicherheit folgende Regeln:

  • nicht ohne Begleitperson am Straßenverkehr teilnehmen, keinesfalls ein Fahrzeug fahren
  • nicht an oder mit gefährlichen Maschinen arbeiten
  • nur die verordneten Medikamente nehmen und keinen Alkohol trinken
  • keinen Sport treiben
  • keine wichtigen Entscheidungen treffen (z. B. Verträge abschließen, Schecks ausstellen u.a.)

Lassen Sie sich in jedem Fall von einer erwachsenen Person abholen und zu Hause in den ersten 24 Stunden betreuen.

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6. Weitere Fragen und Antworten

(1) Warum darf ich vor der Operation nichts essen und trinken?

Durch die Narkose werden neben dem Bewusstsein und der Schmerzempfindung auch die Schutzreflexe (z.B. Schluck- und Hustenreflex) ausgeschaltet. Es besteht daher die Gefahr, dass Mageninhalt in den Rachen gelangt, eingeatmet wird und eine schwere Lungenentzündung hervorruft. Diese Gefahr ist um so größer, je größer der Mageninhalt ist, d.h. je kürzer die letzte Mahlzeit zurückliegt. Vor jeder Narkose sollten Sie daher im Interesse Ihrer eigenen Sicherheit mindestens sechs Stunden keine Nahrung zu sich nehmen. Klare Flüssigkeit wie Wasser, Tee oder klarer Saft sind bis zwei Stunden vorher möglich.

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(2) Wie schnell wirkt die Narkose?

Die modernen Medikamente ermöglichen ein sanftes Hinübergleiten in den schlafähnlichen Zustand der Allgemeinanästhesie innerhalb von ca. 30 bis 60 sec.

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(3) Wache ich während der Operation wirklich nicht auf?

Nachdem Sie eingeschlafen sind, überprüfen wir ständig neben den lebenswichtigen Organfunktionen auch die Narkosetiefe. Mit Hilfe der heute verfügbaren Medikamente kann man sie sehr genau und rasch regulieren. Wachheitsphänomene sind bei Verwendung der heutigen Narkosemittel selten geworden. Trotzdem können sie nicht mit allerletzter Sicherheit ausgeschlossen werden.

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(4) Wie stark werden meine Schmerzen nachher sein?

Schmerzen nach einer Operation sind nicht vollständig zu vermeiden, sie können aber heute auf ein erträgliches Maß begrenzt werden. Der Bedarf an Schmerzmitteln hängt vor allem vom Eingriff ab. Wir verabreichen bereits währenddessen entsprechende Medikamente in Höhe des erwarteten Bedarfs. Im Aufwachraum werden entsprechend der Notwendigkeit weitere Mittel gegeben.

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(5) Kann es passieren, daß ich nicht mehr aufwache?

Die Narkose ist heute so sicher wie nie zuvor. Diese erfreuliche Tatsache ist vor allem der ständigen Betreuung durch ein spezialisiertes Team, der Entwicklung neuer Medikamente und besserer Überwachungsmöglichkeiten zu verdanken. Dennoch können auch heute in seltenen Fällen lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Das Risiko hierfür wird vor allem von den Begleiterkrankungen des Patienten und von der durchgeführten Operation bestimmt, weniger von der Narkose selbst. Für körperlich belastbare Patienten, die sich einem begrenzten Eingriff unterziehen müssen, ist es äußerst gering.

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(6) Ist mir nach der Operation übel?

Übelkeit und Erbrechen waren früher nahezu unvermeidliche Folgen jeder Narkose. Die modernen Medikamente lösen die unangenehmen Nebenwirkungen wesentlich seltener aus, einige sind sogar zu Ihrer Behandlung geeignet. Dennoch können wir leider auch heute noch keine Gewähr für eine Aufwachphase ohne Übelkeit geben. Häufigkeit und Ausprägung hängen von der persönlichen Veranlagung und der durchgeführten Operation ab. Bei bekannter Veranlagung sprechen Sie uns bitte darauf an: wir können vorbeugende Maßnahmen anwenden, wenn auch ohne Gewähr für deren Wirksamkeit.

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(7) Wann kann ich wieder essen und trinken?

Frühzeitige Zufuhr von Flüssigkeit und fester Nahrung nach einer Narkose können Übelkeit und Erbrechen fördern. Beginnen Sie mit der Nahrungsaufnahme frühestens, wenn Ihnen danach ist, und beginnen Sie langsam. Nach manchen Eingriffen empfehlen wir Ihnen eine längere Karenz, teilen dies Ihnen dann aber gesondert mit.

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(8) Wann bin ich wieder richtig wach?

Die modernen Medikamente lassen eine sehr gute Steuerung der Anästhesiedauer zu. Schon wenige Minuten nach Ende der Operation sind Sie daher wieder "wach" im Sinne der Anästhesisten, das heißt, dass Sie selbst wieder ausreichend atmen können, Ihre Schutzreflexe zurückgekehrt sind und wir uns mit Ihnen verständigen können. Bis Sie Ihrer Umgebung wieder wache Aufmerksamkeit entgegenbringen und sich für Aktivitäten wie Lesen, Fernsehen u. ä. interessieren, vergehen jedoch in Abhängigkeit von Art und Dauer des Eingriffs ca. eine, nicht selten auch mehrere Stunden. Das Erinnerungsvermögen für die erste Zeit nach der Narkose kann fehlen, obwohl Sie durchaus kommunikationsfähig waren. Die Zeitspannen sind auch von der Art und Dosis der Schmerzmittel abhängig, die Sie benötigen.

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